"Dass ich erkenne, was die Welt Im Innersten zusammenhält…" (Goethe, Faust I)
Genau das ist es, was uns Geowissenschaftler antreibt, jeden Tag aufs Neue. Egal ob im Gelände, im Labor oder im Büro, gleichgültig ob Student, Mitarbeiter, Dozent oder Professor. Genau das ist es, was wir erforschen und verstehen wollen: Was hält die Erde im Innersten zusammen? Welche Prozesse sind es, die die Erde zu diesem einzigartigen Planeten werden lassen? Was treibt diese Prozesse an ? Liefen sie vor vier Milliarden Jahren schon so ab wie heute? Wie können wir diese Erkenntnisse für uns nutzen? Wodurch werden Naturkatastrophen verursacht ? Wie können wir uns davor schützen? Und vor allem: Wie können wir die Schönheit und Vielseitigkeit unseres Planeten erhalten und von uns verursachte Schäden reparieren?
Um Antworten auf all diese Fragen zu erhalten, nehmen Geowissenschaftler die Rolle kreativer Experimentatoren, gewissenhafter Detektive und Analytiker sowie besorgter Therapeuten ein. Warum?
Geowissenschaftler versuchen ihre Erkenntnisse anhand dessen, was sie in der Natur bzw. im Gelände beobachten, zu gewinnen. In detektivischer Arbeit werden noch so kleine Strukturen oder Fossilien im Gestein dokumentiert und die Zusammensetzung des Gesteins vor Ort, unterm Mikroskop oder im Labor untersucht. All diese kleinen Informationsbruchstücke sind Teil einer Beweisführung, die am Ende zu einem Ergebnis führt, welches die Eigenschaften, Entstehung und evtl. Ab- und Umlagerungsgeschichte des Gesteins beschreibt. Daraus lassen sich beispielsweise Erkenntnisse über den wirtschaftlichen Nutzen ableiten: Handelt es sich um eine Lagerstätte? Ist das Gestein abbauwürdig? Ist dieser Untergrund für Bebauungen geeignet?
Doch für manche Fragestellungen kann man keine direkten Untersuchungen vor Ort durchführen, z.B. bei den Fragen: Wie funktioniert die Mantelkonvektion? Wie sah die Erde früher aus? Wo befanden sich Kontinente und wo war ein Meer? Oder: Kann man Vulkanausbrüche durch Variationen in seismischen Signalen vorhersagen? Um Antworten zu finden, müssen die richtigen Messmethoden gewählt werden. Messdaten stammen dabei nicht immer nur aus Messungen auf der festen Erdoberfläche. Auch Schiffe, Flugzeuge oder Satelliten kommen zum Einsatz.
Aus den aufgenommenen Daten werden Erkenntnisse gewonnen und mitunter auch Simulationen durchgeführt, die der Antwort auf diese Fragen ein Stück näher rücken. Geowissenschaftler sind es, die kontaminierte Standorte sanieren, sich mit dem Schutz des Grundwassers und dem gewissenhaften Umgang mit Ressourcen und Energieträgern (inkl. Geothermie) beschäftigen und Klima- und Umweltveränderungen untersuchen.
Die vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten prägen die Geowissenschaften. Wer naturwissenschaftlich interessiert und auf der Suche nach einem abwechslungsreichen Studienfach ist, bei dem der Unterricht nicht nur im Hörsaal, sondern auch unter freiem Himmel stattfinden kann, wer sich gern an den wunderbaren Dingen erfreut, die es in der Natur zu entdecken gibt, sich dafür staunend begeistern kann und von der Frage getrieben wird, "was die Welt im Innersten zusammenhält", für den sind die Geowissenschaften das Richtige. Und wo könnte dieser, an der am Goetheschen Faust angelehnten, Frage besser nachgegangen werden als in Jena?
Wer sich außerdem für Biologie und Chemie interessiert, für den ist der Studiengang Biogeowissenschaften in Jena empfehlenswert.