Unterwegs jenseits der Grenzen des Recyclings

Sarah Nettemann und Janis Leon Pinge

Papier, Biomüll, Aludeckel – vieles von unserem alltäglichen Müll lässt sich recyceln. Was passiert aber mit Hinterlassenschaften unserer Zivilisation, die dauerhaft beständig und dabei schädlich für die Umwelt sind? Dieser Frage gingen Studierende und Wissenschaftler/innen des Instituts für Geowissenschaften gemeinsam im Rahmen einer dreitägigen Exkursion im Februar 2020 nach. Schwerpunkt waren dabei radio- und chemotoxische Stoffe, deren Auswirkungen auf die Umwelt und Deponierung in den Masterstudiengängen Geowissenschaften und Biogeowissenschaften näher beleuchtet werden.

Los ging es am 17.02.2020 im Endlagerforschungszentrum der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) gGmbH in Braunschweig. Neben einer Laborführung gab es einen Vortrag zu Themen der Standortauswahl, Endlagerforschung und Endlagersicherheit. In angenehmer Atmosphäre konnten im Anschluss Fragen diskutiert werden.

Endlager Konrad in Salzgitter
Endlager Konrad in Salzgitter
Foto: Prof. Dr. Thorsten Schäfer

Mit dem neu erlernten im Hinterkopf stand am nächsten Tag ein Besuch im Endlager Konrad in Salzgitter an, geplant für die Untertage-Deponierung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen. Nach den notwendigen Sicherheitseinweisungen und dem Umkleiden in eigens für die Besucher des Schachts vorgesehene Kleidung, machte sich die Gruppe bereit in das Bergwerk einzufahren.

In totaler Dunkelheit und mit mehreren Metern pro Sekunde ging es für die Teilnehmenden mit dem Aufzug hinunter auf die 3. Sohle der Anlage, in 1000 m Tiefe. Um auch bei bis zu 35 °C die teils Kilometer langen Strecken zwischen den verschiedenen Anlaufpunkten unter Tage erreichen zu können, fuhr die Gruppe mit speziell für diesen Zweck umgebauten Kleintransportern durch die eng gewundenen Tunnel der Schachtanlage. Unterbrochen wurden diese abenteuerlichen Fahrten stets durch die Besichtigung großangelegter Arbeitsmaßnahmen, durch die die Anlage für ihren zukünftigen Zweck ausgebaut werden soll.

In der anschließenden Fragerunde waren selbst kritische Fragen hartgesottener Geologen gerne gesehen und wurden von den Mitarbeitern beantwortet. Am 19.02. wurden die chemotoxischen Abfälle thematisiert. Besichtigt wurde in diesem Rahmen die Untertagedeponie Herfa-Neurode der K+S KALI GmbH, die weltweit größte ihrer Art für chemotoxische Abfälle. Der Weg der Abfälle von der Anlieferung bis zur Deponierung oder Verwertung unter Tage wurde nachverfolgt, wobei Sicherheitsvorkehrungen und Ausschlusskriterien für die Annahme von Abfällen diskutiert wurden. Auch hier ging es im Anschluss unter Tage.

In den für Außenstehende als riesiges Labyrinth anmutenden Gängen konnten Deponierung und Verwertung im laufenden Betrieb begutachtet werden. Insgesamt gab die Exkursion allen Teilnehmenden die zumeist seltene Gelegenheit, sich unter Tage ein Bild davon zu machen, wie toxische Abfälle in Deutschland der Biosphäre entzogen werden.

Die Thematisierung diese Fragen und die Betreuung entsprechender Konzepte und Anlagen sind Aufgaben auch für zukünftige Geowissenschaftler/innen, die hierfür bestmöglich gerüstet werden sollen.