Auslandsaufenthalt in Dänemark im 5. Semester des Bachelorstudiums
Mein Semester in Aarhus Wintersemester 2015/16
Vorab erstmal, wenn du noch unsicher bist, ob du ein Auslandssemester machen sollst, egal wo – mach es! Du wirst in der Zeit unglaublich viele Erfahrungen sammeln, wie du mit Unterrichtsmethoden klar kommst, die ganz anders sind als gewohnt, oder dich mit Händen und Füßen verständigst, weil dich keiner versteht.
Vor dem Aufenthalt
Es ist ratsam sich schon frühzeitig um die ganzen Unterlagen zu kümmern, die du für die Bewerbung brauchst. Sei es ein Empfehlungsschreiben eines Hochschullehrers, ein Nachweis für das Sprachniveau, die Notenübersicht auf Englisch oder auch so Dinge wie Passbilder (davon brauchst Du im Laufe der Zeit echt viele). Und bewirb Dich so früh wie möglich um einen Wohnheimplatz, denn der ist auch für Austauschstudenten nicht überall sicher. Ich habe eine Absage für den Wohnheimplatz bekommen mit dem nützlichen Tipp: „schau mal in Facebook". Da habe ich mich selbst auf die Suche gemacht und nur eine Wohnung außerhalb der Stadt bekommen. Dafür für einen in Aarhus unschlagbaren Preis.
Und dann können eigentlich auch schon die Koffer gepackt werden. Und die sollten viel Badprodukte, Essen und Trinken enthalten. Denn es ist doch echt teuer in Dänemark, weil dort mit einem durchschnittlichen Lohn von ca. 15€/h für Studentenjobs einfach mehr verdient wird und eben auch mehr ausgegeben werden kann.
Ankunft
Abb. 1.: Das Universitätsgelände mit Blick auf den Hafen
Am besten reist du schon ein paar Tage früher an und erledigst die ganzen Formalia, denn am offiziellen Welcome Day herrscht im International Center Hauen und Stechen. Da bist du froh, wenn du dich bei einer Schlange weniger anstellen musst. Und beantrage die cpr Karte und NemID schon im Voraus, weil du die für das Bankkonto, Internet und Bibliothekskarte brauchst. Was ich echt super fand, war die Welcomebag mit lauter nützlichen Sachen wie Kuli, Block, SIM card, Freitickets und ein Regenponcho.
Für uns wurden in der Intro-week sowohl vom International Center als auch vom Biology Department Veranstaltungen organisiert über das Leben in Dänemark, was wir von einem Auslandsjahr zu erwarten haben, wie die Klausuren hier ablaufen (die achten sehr genau auf Plagiatismus) und ganz viele Kennenlernspiele. Dank Klimawandel hatten wir dabei für Aarhus ungewöhnlich viele warme und trockene Tage. Das hat sich dann mit Anfang der Vorlesungen pünktlich geändert und das Aarhus Festival (jedes Jahr Ende August/ Anfang September) konnte, ganz Dänemark like, im Regen verbracht werden :D.
In der Vorlesung solltest du dich unbedingt am Anfang neben wen Dänisches setzen. Die können dir meistens schon sagen was wichtig sein wird und wo es sich lohnt genau aufzupassen. Denn die Vorlesungen sind anders als bei uns. Es werden viel mehr Paper gelesen und es wird mehr mit dem Buch gearbeitet. Und die Dänen lieben es zu diskutieren, was auch hier zu merken ist, und in jedem Kurs wird mindestens ein Referat gehalten.
Und was ich gelernt hab: Sagt nicht zu laut, was komisch ist, in Dänemark oder an den Dänen (sowas wie „euer Rathaus ist echt hässlich" oder „wer zur Hölle ist Tina Dickow die so gefeiert wird"?!). Die verstehen dich. Denn in der Schule lernen viele Deutsch und auch wenn sie es nicht mehr sprechen, verstehen die noch genug, um dir einen sehr bösen Blick zuzuwerfen.
Nach einiger Zeit
Es wird immer kälter und du verstehst, was es mit dem „in Dänemark regnet es viel" auf sich hat. Daher packst du dich dick ein und da der Wind zu stark ist, um einen Regenschirm zu benutzen, kommt auch der schicke Poncho, den du am Anfang bekommen hast, drüber. Damit sollte man doch in einer Regennation nicht weiter auffallen oder? Aber wenn du vor die Tür gehst, lächelt dich der dänische Nachbar, der auf die ganzen Extras verzichtet, nur an, schwingt sich aufs Rad und wird auf wunderliche Weise kaum nass.
Wie machen die Dänen das nur? Aber man gewöhnt sich recht schnell daran, dass es immer nass ist. Wenn Jacke und Schuhe einigermaßen dicht sind, ist das nicht weiter störend. Denn wenn es nicht regnet, ist es nebelig. Wenn aber die Sonne rauskommt, ist es einfach traumhaft und von dem Regenbogengang im Aros hat man eine fantastische Sicht über die Stadt.
Im Oktober ist die erste Runde Klausuren dran. Hier ist das Jahr nicht nur in Semester sondern auch in Quarter unterteilt. Da zwei meiner Kurse über beide Quarter gingen und ich in den Ferien nur eine Klausur hatte, konnte ich die Zeit auch noch für Reisen nach Schweden und Kopenhagen nutzen. Die zweite Runde Klausuren kommt dann im Januar. Ich hatte keine einzige „normale schriftliche" Klausur wie es in Jena üblich ist.
In Stream Ecology musste während des Semesters ein Referat gehalten werden und am Ende des Semesters stand eine mündliche Prüfung, für die man 2 Tage Vorbereitungszeit hatte nach der man ein kurzes Referat hielt. Anschließend wurden Fragen aus allen Themengebieten des Kurses gestellt. Außerdem wurde im Herbst im Rahmen des Kurses ein Fluss bei Lemminge in der Mitte Dänemarks besucht. Dort wurden die verschiedenen Probennahme-Techniken erklärt und ein paar derzeitige Rinnenexperimente gezeigt. In den Wochen danach wurden die Invertebraten des Flusses bestimmt.
Bei Macroecology and Biogeography wurde im Dezember ein Katalog mit Themengebieten veröffentlicht und eine halbe Stunde direkt vor der Prüfung wurde das Thema, über das geprüft werden sollte, veröffentlicht.
Für GIS musste nach drei Wochen eine Arbeit abgegeben werden. Die Aufgaben mussten mit ArcGis bearbeitet werden.
Auch für Environmental Economics musste eine Arbeit über einige Aufgaben geschrieben werden, die zur Hälfte aus Kalkulationen in Excel bestand und zum anderen Teil aus Internetrecherche zu den gegebenen Fragestellungen. Allerding war die Bearbeitungszeit nur 48h.
Insgesamt sind die Klausuren deutlich entspannter als es mir bekannt war, da nicht Faktenwissen sondern Verständnis geprüft wurde. Das liegt aber vermutlich daran, dass ich bis auf GIS Masterkurse besucht habe und die ja auch in Deutschland nicht mehr Grundlagenfächer sind, in denen es nur um Fakten geht.
In Aarhus wird versucht ein möglichst produktives Klima zu schaffen und es gibt neben den Lernsälen und Gruppenräumen auch eine Entspannungszone mit Sitzsäcken, Playstation und Massagestühlen.
Abfahrt
Vor der Abfahrt muss man sich wieder um die formellen Dinge in Aarhus und Jena kümmern aber dafür werden früh genug Mails mit den wichtigen Details geschickt.
Und natürlich werden die letzten Feste gefeiert, Unmengen an Erinnerungsfotos gemacht und alle haben sich unglaublich lieb. :P
Zusammenfassend kann ich nur sagen: Es war ein fantastisches Semester, das ich auf keinen Fall missen möchte. Ich habe Freunde aus fast der ganzen Welt gefunden (wenn auch sehr viele der Internationals Deutsche waren), die ich sehr ins Herz geschlossen habe.
Außerdem habe ich gesehen, dass es noch andere Lehr- und Lernmethoden gibt als ich bisher erfahren habe.
Kontakt: via Dirk.Merten@uni-jena.de